Das Experiment als Kunstkonzept

- Erschienen am 09.05.2019
Imagebild „0 Komma A" Marlena Kudlicka Imagebild: Marlena Kudlicka

Cottbus – Im Dezember 2018 hatte der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) den Wettbewerb für „Kunst am Bau“ für den Neubau des Anwendungszentrums Fluiddynamik ausgelobt. Die Preisgerichtssitzung unter Vorsitz von Professor Jo Achermann vom Fachgebiet Bildende Kunst der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg (BTU) fand am 10. April 2019 statt. „0 Komma A“ heißt die Wandarbeit von Marlena Kudlicka, die die Jury einstimmig zum Siegerentwurf gekürt und zur Realisierung empfohlen hat. Die Künstlerin erhielt damit den mit 1.500 Euro dotierten ersten Preis. Ihre konzeptionelle Arbeit wird das Treppenhaus des Neubaus schmücken. Sie besteht aus einer dreidimensionalen Metallstruktur – unterschiedlich dicke Stahlstäbe, lasergeschnittene Buchstaben, Ziffern und Zeichen lassen eine „skulpturale Formel“ entstehen. Es geht um das Experiment als Konzept. Das Werk visualisiert einen Algorithmus und thematisiert ebenfalls Ungenauigkeiten und Messfehler. Durch die Räumlichkeit der Arbeit wird Schatten erzeugt, der sich unter dem Einfluss der Tageszeiten verändert, experimentell erscheint oder verschwindet und immer wieder neu zum Nachdenken über das Kunstwerk einlädt.

Mit dem zweiten Preis und damit ebenfalls 1.500 Euro hat die Jury den Entwurf „Lightweigt Meditation“ von Dominik Lejman gewürdigt. Die Arbeit zeigt die Projektion eines scheinbar schwerelosen Körpers, der im Treppenhaus des Neubaus auf- und absteigt. Wie ein Traumbild soll er das Bewusstsein der pragmatisch Forschenden infiltrieren.

Daniela Trochowski, Staatssekretärin des Ministeriums der Finanzen betonte: „Ich freue mich darüber, dass eine polnische Künstlerin gewonnen hat. Marlena Kudlicka hat einen lebendigen Entwurf geschaffen. Das Kunstwerk wandelt sich im wechselnden Tageslicht und wird so immer wieder neu überraschen. Dadurch wird dem neuen Anwendungszentrum Fluiddynamik ein zusätzliches Profil gegeben und dem kulturellen Anspruch des Landes sehr gut Ausdruck verliehen werden. Ich bin sehr gespannt auf die Umsetzung. Für die Herstellung des Kunstwerkes stehen rund 45.000 Euro zur Verfügung.“

Prof. Matthias Koziol, Vizepräsident für Studium und Lehre der BTU unterstrich: „Unsere Universität hat viele Gesichter, die sie prägen. Neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Studierenden, spiegeln Gebäude und die Kunst am Bau die Universitätsgeschichte, aber auch die Verbindung von Kunst und Wissenschaft in einzigartiger Art und Weise wider. Die Wandarbeit ‚0 Komma A‘ von Marlena Kudlicka ist ein hervorragendes Beispiel dafür. Ihre ‚skulpturale Formel‘ versinnbildlicht das wissenschaftliche Experiment. Aus dreidimensionalen Buchstaben, Ziffern und Zeichen entsteht eine eigene Sprache, die Kunst und Wissenschaft immer wieder in einem neuen Licht zeigt und zum Nachdenken über den Raum im Wandel anregt.“

Prof. Dr.-Ing. Christoph Egbers, Lehrstuhl für Aerodynamik und Strömungslehre der BTU sagte: „Der experimentelle Charakter des Entwurfs ‚0 Komma A‘ passt ausgezeichnet zu Forschung und Lehre und lässt viel Raum für individuelle Interpretationen. Ich bin mir sicher, dass das anspruchsvolle und ansprechende Kunstwerk das Gebäude bereichern und uns inspirieren wird. Wir freuen uns schon heute sehr auf den Einzug und das Arbeiten in unseren neuen Räumlichkeiten.“

Das Anwendungszentrum Fluiddynamik wird derzeit unter der Regie des BLB gebaut. Ab Herbst 2019 werden im Neubau auf dem Zentralcampus der BTU Büros, Seminarräume und Labore der Lehrstühle für Aerodynamik und Strömungslehre, Technische Akustik und Numerische Strömungs- und Gasdynamik sowie der neuen gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) berufenen Professur für Bildgebende Messverfahren untergebracht. Die neuen Labore bilden auch die Grundlage für eine Intensivierung bestehender Kooperationen mit Industriepartnern aus der Region und ganz Deutschland. Es gibt bereits zahlreiche Kooperationsprojekte zur anwendungsnahen Erforschung im Energie-, Luft- und Raumfahrt sowie Verkehrstechniksektor zur künftigen Förderung innovativer Schwerpunkttechnologien. Herausragend waren und sind beispielsweise die Geoflow-Experimente auf der Internationalen Raumstation ISS.

Der Forschungsbetrieb findet in Laboren mit teilweise besonderen Anforderungen statt. So werden zur Aufrechterhaltung von Dauerversuchen und besonders präziser Messungen bestimmte klimatische Raumparameter, erhöhte Reinheit oder Schwingungsfreiheit umgesetzt. Das kompakte Gebäude ist angelehnt an den Passivhaus-Standard. Es erfüllt damit hohe Ansprüche an ökologische Komponenten und folgt dem Gebot des kostensparenden Bauens bei gleichzeitig hoher Robustheit und Langlebigkeit und dem Einsatz von gesundheitlich unbedenklichen sowie nachhaltigen Baustoffen. Das Gebäude ist barrierefrei und nach dem Prinzip der kurzen Wege konzipiert.

Noch bis zum 23. Mai 2019 werden alle eingereichten Arbeiten des „Kunst am Bau – Wettbewerbs“ öffentlich gezeigt (Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg (BTU), Zentralcampus Cottbus, Foyer des Verfügungsgebäudes VG 1C, Konrad-Wachsmann-Allee 5, 03046 Cottbus).

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Neubau Anwendungszentrum Fluiddynamik

Bauherr: Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) im Auftrag des Landes Brandenburg
Architekten: AWB Architekten, Dresden
Nutzung: Erdgeschoss: Labornutzung, erstes und zweites Obergeschoss: Büros und Seminarräume
Ort: Cottbus, Siemens-Halske-Ring 14A
Nutzfläche: 1.108 Quadratmeter
Bauzeit Neubau: Februar 2018 bis September 2019
Baukosten: 8,4 Millionen Euro

Das Bauvorhaben wird durch die Europäische Union und den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von 5,07 Millionen Euro gefördert.

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Über den BLB
Der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) ist der zentrale Partner für die Landesverwaltung Brandenburg bei den Themen Liegenschafts-, Gebäude- und Baumanagement. Als Eigentümer bewirtschaftet er große Teile des Liegenschaftsvermögens des Landes und ist gleichzeitig serviceorientierter Vermieter. Für die Kunden im Land Brandenburg, von der Staatskanzlei über das Justizministerium bis zum Forstamt, für den Bund und bei besonderem Landesinteresse auch für Dritte managt der BLB Bauprojekte. Weiterhin organisiert er den Fuhrpark der allgemeinen Landesverwaltung Brandenburgs. Durch eine optimale Bewirtschaftung und Verwertung aller Liegenschaften sowie durch die effiziente Planung des Fuhrparks leistet der BLB einen aktiven Beitrag zur Entlastung des öffentlichen Haushalts des Landes Brandenburg.
Weitere Informationen unter www.blb.brandenburg.de.