100 Prozent Klimaschutz: Energie und Wasser Potsdam und ProPotsdam stellen gemeinsam ihre Strategie vor

Eine der größten Solarthermie-Anlagen Deutschlands in Betrieb genommen

- Erschienen am 11.12.2019
Solarthermie-Anlage der Energie und Wasser Potsdam (EWP) Foto: Lutz Grunicke-BLB

Im September 2017 hatte die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung das Gutachten zum „Masterplan 100 % Klimaschutz bis 2050“ angenommen. Darin haben die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) und die ProPotsdam eine bedeutende Rolle als kommunale Schlüsselakteure übernommen. Seither haben beide Unternehmen intensiv daran gearbeitet, ihre laufenden Projekte zum Klimaschutz und die Anforderungen des Masterplan 100 % Klimaschutz zu einer umfassenden Dekarbonisierungsstrategie weiter zu entwickeln, die den Weg bis ins Jahr 2050 aufzeigt.

Ziel für beide kommunalen Unternehmen ist es, die Treibhausgasemissionen in Potsdam für Fernwärme und Strom um die angestrebten 95 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Oberste Maxime bei der Machbarkeit war es
dabei, die Voraussetzungen zu identifizieren, die es ermöglichen, sowohl sozialverträgliche Preise für die Kunden anzubieten, als auch die wirtschaftliche Stärke in den kommunalen Unternehmen zu erhalten, und trotzdem das Klimaschutzziel zu erreichen.

Oberbürgermeister Mike Schubert: „Mit dem Masterplan 100 Prozent Klimaschutz haben wir uns verpflichtet, in 30 Jahren unseren CO2-Ausstoß um 95 Prozent zu reduzieren. Diese Aufgaben wollen wir gemeinsam mit unseren kommunalen Unternehmen, allen voran den Stadtwerken und der Pro Potsdam, erreichen. Die gemeinsamen Anstrengungen für eine emissionsarme oder -freie Energiegewinnung sowie die klimagerechte Sanierung von
Gebäuden muss sozialverträglich für die Kunden, also auch die Mieterinnen und Mieter sein. Dafür ist auch die finanzielle Unterstützung durch Bund und Land nötig, beispielsweise bei der Frage der Zwischenspeicherung von
Energie oder der Erprobung neuer Lösungen wie der Geothermie.“

Die Energie- und Dekarbonisierungsstrategie 2050 der EWP umfasst die vier Säulen Fernwärme, Stromversorgung, Mobilität und Unterstützung der Kunden bei der Senkung des Energieverbrauchs. Die Dekarbonisierungsstrategie der ProPotsdam fokussiert sich auf die Schwerpunkte Energieversorgung und Reduktion des Energieverbrauchs
der Neubauten und der Bestandsgebäude.

EWP-Geschäftsführerin Sophia Eltrop: „Ich freue mich darauf, unser umfassendes Konzept in den nächsten Monaten mit den vielen Experten und Kooperationspartnern in unserer Stadt zu diskutieren. Es ist innovativ und
dennoch realistisch, weil es die Perspektive unserer Partner berücksichtigt, mit denen wir zusammen das Ziel des „Masterplan 100 % Klimaschutz!“ erreichen wollen. Die ersten bereits abgeschlossenen Kooperationsvereinbarungen sind ein Signal der Verlässlichkeit.“

ProPotsdam Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal: „Als aktiver Kooperationspartner des Aktionsplans der Landeshauptstadt Potsdam zur Umsetzung des „Masterplan 100 % Klimaschutz!“ wollen wir bei der ProPotsdam gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Landeshauptstadt Potsdam und der EWP unseren Beitrag dazu
leisten, Potsdam fit für eine klimagerechte Zukunft zu machen. Klimaschutz gibt es aber nicht zum Nulltarif – deshalb spielen Fördermittel eine zentrale Rolle. Schließlich sollen Klimaschutz und sozial verträgliches Handeln Hand
in Hand gehen. Die Reduktion der CO2-Emissionen sollte jedoch nicht allein auf ein einzelnes Gebäude bezogen werden. Wichtig ist es, das ganze Quartier – und somit eine gebäudeübergreifende Betrachtung – ins Auge zu
fassen. Hier ist das Potsdamer Fernwärmenetz ein wichtiger Faktor: Um auch in diesem zu Effizienzsteigerungen und der Beimischung von Erneuerbarer Energie zu kommen, wird die ProPotsdam ihre Kooperation mit dem
Stadtwerkeverbund Potsdam intensivieren.“

Ein Baustein der Dekarbonisierung Fernwärme ist die Solarthermie. Heute wurde eine neue Solarthermie-Anlage der Energie und Wasser Potsdam (EWP) neben dem Heizkraftwerk Potsdam-Süd feierlich in Betrieb genommen. Sie ist mit mehr als 5.000 Quadratmetern eine der größten Anlagen in ganz Deutschland. Die EWP-Geschäftsführung, Sophia Eltrop und Eckard Veil, startete die Anlage im Beisein des Potsdamer Oberbürgermeisters Mike
Schubert und des ProPotsdam Geschäftsführers Jörn-Michael Westphal. Die Solarthermieanlage ist ein weiterer Baustein für die Umsetzung des neuen „Masterplan 100 % Klimaschutz" bis 2050 für Potsdam.

Die maximale Leistung der neuen Anlage liegt bei rund 3,1 Megawatt. Insgesamt wurden 1.044 Kollektoren mit einer Bruttokollektorfläche von 5.157 Quadratmetern auf dem Gelände des ehemaligen Heizwerkes aufgestellt.
Mit dieser Fläche werden pro Jahr etwa 2,3 Gigawattstunden an Wärme erzeugt und Emissionen von 488 Tonnen Kohlendioxid vermieden. Die in der Solarthermie-Anlage klimaneutral erzeugte Energie fließt in das bestehende
Fernwärmenetz. EWP-Geschäftsführer Eckard Veil: „Mit der heutigen Inbetriebnahme hat die EWP einen weiteren Mosaikstein zur umwelt- und ressourcenschonenden Energieerzeugung fertig gestellt. Die Solarthermie
ergänzt den Energiemix der EWP, in dessen Zentrum seit mehr als 20 Jahren die ebenfalls sehr umweltfreundliche Fernwärme- und Elektrizitätserzeugung im Heizkraftwerk Süd mittels der Kraft-Wärme-Kopplung steht.“

Bereits heute setzt die EWP bei der Dekarbonisierung der Fernwärme auf „Power-To-Heat“-Anlagen. Hier wird Wärme mittels Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt. Der Einsatz des neuen Wärmespeichers seit 2016 trägt
ebenfalls bereits heute zur grüneren Fernwärme bei. Beide Anlagenformen bieten weitere Potentiale für die Zukunft. Im Fernwärmebereich stehen der Neubau von Fernwärme-Erzeugungsanlagen und eine Absenkung des
Temperaturniveaus im Fernwärmenetz im Vordergrund.

Eine entscheidende Voraussetzung, um verstärkt „Grüne Fernwärme“ auf Basis von Solar- und Geothermie zu nutzen, ist die geplante Absenkung des Temperaturniveaus im Fernwärmenetz bis 2050. Eckard Veil: „Wir wollen
die Vorlauftemperatur im Potsdamer Netz weitgehend auf 80°C senken, in geeigneten Teilnetzen sogar auf 60°C. Dazu haben wir im gesamten Netz die Potentiale ermittelt und dann geschaut, wo die Kosten am geringsten
sind. Denn niedrigere Temperaturen bringen andere Durchlaufgeschwindigkeiten mit sich, die wiederum einen anderen Druck auf das Netz ausüben und teilweise andere Rohrdurchmesser erfordern.“

Laut dem Geoforschungszentrum Potsdam sind die Bedingungen für Geothermie, also Wärme aus der Tiefe, gut in Potsdam. Insgesamt wurden bereits sieben mögliche Standorte für Tiefengeothermie-Anlagen in Potsdam identifiziert. Dort muss bis zu 2.000 Meter tief gebohrt werden. Aktuell laufen ausführliche Analysen, um sicher zu stellen, dass diese Bohrungen an geeigneten Stellen stattfinden können. Die erste dieser Anlagen soll der Beheizung des neu entstehenden Wohngebietes in der Heinrich-Mann-Allee dienen.

Die Dekarbonisierung der Stromerzeugung hat das Ziel, ein verstärktes Angebot von lokal und regional erzeugtem Grünstrom und dessen Vermarktung zu sichern. Lokal erzeugt, bedeutet auch die Nutzung von Flächen auf und an Gebäuden der Immobilienwirtschaft, insbesondere der ProPotsdam, um gemeinsam die Potentiale für den Klimaschutz zu heben.

Der „Masterplan 100 % Klimaschutz bis 2050“ sieht auch vor, den Endenergieverbrauch im Vergleich zum Basisjahr 1990 zu halbieren. Die ProPotsdam erfüllt bei ihren zumeist öffentlich geförderten Sanierungsvorhaben schon seit einigen Jahren die anspruchsvollen Sanierungszielwerte des Masterplans. Auch im Neubau ist die ProPotsdam in Sachen Klimaschutz besser als der gesetzliche Standard und als die Vorgaben aus dem Masterplan: Ziel ist es auch hier weiterhin, den vorgeschriebenen Energiekennwert der Energieeinsparverordnung um 30 Prozent zu unterschreiten und so die CO2-Emissionen der Bestände weiter zu senken. Parallel dazu sinken die Ausgaben der Mieter. Denn wer dank energetischer Sanierungen weniger Heizenergie verbraucht, muss weniger für seine Wohnkosten ausgeben.

Die Erreichung des Zieles Senkung des Endenergieverbrauchs bei der EWP umfasst die Etablierung von Energiemanagementsystemen, welche die Endkunden bei Monitoring, Analyse, Optimierung und Verbrauchsreduktion
unterstützen.

In Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft lassen sich für die EWP auch neue Angebote für die Mieter entwickeln, wie zum Beispiel eine effektive Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Zuletzt ist aber auch Unterstützung
von außen notwendig: Finanzielle Förderung von Bund und Ländern z. B. bei der Zwischenspeicherung von Energie sowie bei der Erprobung neuer Lösungen, wie der Geothermie. Parallel dazu müssen bundesweite Voraussetzungen für die ausreichende Verfügbarkeit von regenerativem Strom und fossilfreien Brennstoffen geschaffen werden.

Frank Duckwitz, Kaufmännischer Geschäftsführer des BLB: „Hand in Hand für den Klimaschutz – wir forcieren die Zusammenarbeit mit der EWP. Gemeinsam werden wir Konzepte für eine nachhaltige Energieversorgung der Regierungs-
und Verwaltungsstandorte des Landes Brandenburg in der Landeshauptstadt Potsdam entwickeln. Eine erste Zielstellung ist die zeitnahe Umstellung auf die Belieferung mit „Grüner Wärme“. Ich freue mich, über diese Partnerschaft zwischen Stadt und Land, die zur Verringerung des CO2-Ausstoßes in Potsdam aktiv einen Beitrag leisten wird.“

Nach dem heutigen Auftakt werden die Energie und Wasser Potsdam und die ProPotsdam Anfang des kommenden Jahres ihre Dekarbonisierungsstrategien detailliert vorstellen. Die EWP wird das ganze Jahr 2020 nutzen, die Details der Strategie in geplanten sechs Werkstattverfahren mit verschiedensten Anspruchsgruppen zu erörtern.

Rückfragen bitte an:
Stadtwerke Potsdam GmbH
Leiter Unternehmenskommunikation
Göran Böhm
(0331) 661 95 00
goeran.boehm@swp-potsdam.de

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